Bernhard Lachner, seit vier Monaten Wirtschaftsförderer im Landratsamt Landsberg, ist viel unterwegs. Um die Unternehmen im Landkreis fördern zu können, muss er sie erst einmal kennen lernen. Eingeladen wurde er nun auch vom BDS Ortsverband Ammersee Nord-West. Der BDS veranstaltet regelmäßig Unternehmerstammtische und Business-Frühstücke, und so hatte Lachner im Schulungsraum des Fitnessstudios Hardys in Greifenberg die Gelegenheit, gleich rund 20 Zuhörer zu erreichen – Unternehmer, die auf Weltmärkten unterwegs sind, regional tätige Menschen, die gerade beginnen, ihre Ideen zu verwirklichen und solche, die schon lange am Markt bestehen.
Lachner, ein 32-jähriger gebürtiger Ostallgäuer, sieht sich als Schnittstelle, Kümmerer und Problemlöser. Er möchte ein wirtschaftsfreundliches Klima im Landkreis schaffen, das den Unternehmen helfen soll, zu bestehen und zu wachsen. Die Aufgaben der Wirtschaftsförderung beschreibt er so: „Es gibt viele Akteure, Unternehmen, die IHK, der BDS, aber auch zahlreiche Behörden, die zum Beispiel bei einem Baugenehmigungsverfahren ein Rolle spielen.“ Für alle möchte er eine zentrale Schnittstelle sein. Jedoch sind auch einem Wirtschaftsförderer Grenzen gesetzt: „Ich kann kein Recht aushebeln oder Kollegen vom Landratsamt in den Rücken fallen“, sagt Lachner. Sein Ziel sei eher, Leute zusammenbringen, damit sie miteinander reden.
Die Region ist stark aufgestellt
Lachner kennt sich in der Wirtschaft aus. In den letzten sieben Jahren arbeitete er im Vertrieb eines großen Allgäuer Verpackungsunternehmens. Als Problem skizzierte Lachner, dass nahezu Vollbeschäftigung herrscht und auch Gewerbefläche fehlt. Unternehmen müssten an manchen Orten wie Windach um eine Erweiterung kämpfen. Derzeit bringe er sich ein in die Entwicklung der Bundeswehrflächen in Penzing und Obermeitingen. „Ich bin überrascht, wie stark die Region aufgestellt ist“, zog Lachner ein Fazit. Rund 980 Existenzgründungen habe es 2017 im Landkreis Landsberg gegeben. Die Zahl sei zwar etwas rückläufig, aber die Qualität gut. Beratung zur Existenzgründung gebe es beispielsweise durch die Aktivsenioren, aber auch die IHK helfe, einen Businessplan aufzustellen. Auch veranstalte diese Aktionstage zum Thema Unternehmensnachfolge.
Niklas Weyer von der Weyer GmbH aus Utting berichtete, dass viele Betriebe von Utting ins Umland abgewandert seien. Der Gemeinde fehle Gewerbesteuer, zudem fehlten Gewerbeflächen. Der BDS wolle mehr gewerbesteuerzahlende Betriebe mit zehn bis 20 Mitarbeitern nach Utting bringen, die dauerhaft blieben, sonst drohe der Gemeinde, immer mehr zum Wohnort zu werden. Klagen kamen vom Einzelhandel aus den Reihen des BDS. Der Tenor: Es wird zu wenig vor Ort eingekauft und es gäbe keine verkaufsoffenen Sonntage. „Die Kleinen werden im Stich gelassen, man kümmert sich eher um die Großen.“ Eine vorgeschlagene gemeindliche Unterstützung während der ersten Jahre der Geschäftsgründung sah Lachner eher skeptisch. „Das muss sich über die Kunden regeln.“ Positiv für den Einzelhandel sei jedoch, dass die Stadt Landsberg auch einen Wirtschaftsförderer einstellen wolle. Gründe für schlechte Umsätze im Einzelhandel sahen manche Anwesende jedoch auch im fehlenden Service. Zahlreiche Beispiele für schlechte Beratung und Sortimente, die nicht dem aktuellen Trend folgen, wurden aufgezählt. An Lachner gerichtet wurde auch die mangelnde Infrastruktur thematisiert. Wie kommen Mitarbeiter, die per S-Bahn nach Geltendorf gelangen, zu ihrem Arbeitsplatz in anderen Gemeinden? Auch fehlender bezahlbarer Wohnraum bremse die Entwicklung des Gewerbes aus. Bernhard Lachner ist zu erreichen unter Telefon 08191 – 129- 1509, oder E-Mail: bernhard.lachner@ lra-ll.Bayern.de.