Wie finanziert sich ein Kloster?
Das waren nur zwei von vielen Fragen, für die sich Mitglieder unseres BDS-Ortsverbandes bei einem Besuch in St. Ottilien interessierten. Im Klosterdorf St. Ottilien in der Nähe des Ammersees leben rund 80 Missionsbenediktiner. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Mönche des Klosters tagtäglich selbst. Um das zu gewährleisten, steht das Kloster wirtschaftlich auf vielen Beinen und bildet zusammen mit den Betriebsstätten ein eigenes kleines Dorf mit Verlag, Druckerei, Seminar- und Gästehaus, Gärtnerei, Brennerei, Schülerhort, Hofladen, Galerie und Landwirtschaftsbetrieb. Die Einnahmen aus den unterschiedlichen Quellen wandern in einen gemeinsamen Topf und sichern das Auskommen der Mönche.
Wenn es um das Geld geht, dann kommt Bruder Josef ins Spiel. Er ist Cellerar und kümmert sich um die Finanzen des Klosters. Mit ihm trafen wir uns Anfang Juli 2019 in St. Ottilien. Das regnerische Wetter ließ den geplanten Rundgang über das Klostergelände nicht zu. So fand das Gespräch und die Diskussion im Tagungsraum des Klosters statt.
„Ora et labora – bete und arbeite“. Wer kennt sie nicht die uralte Ordensregel der Benediktinermönche. Und doch gehören Bilanzen, Konten, Geschäftsabschlüsse und Investitionen zum Alltag der Missionsbenediktiner. Schließlich geht es um die Existenz des Ordens, aber auch um Löhne/Gehälter für die rund 150 weltlichen Angestellten. Wer an Mönche im Kloster denkt, hat wohl eher betende und sich gekehrte Männer vor Augen. Beten und Buchführung – für Bruder Josef ist beides ein Thema. So konnte er viele Fragen sehr offen und detailliert beantworten. Er informierte die Anwesenden, dass es zum Beispiel in Sankt Ottilien rund 70.000 Quadratmeter beheizte Fläche gäbe. Das wäre eine permanente Baustelle, wo man ständig investieren müsse. Alles gleichzeitig zu erledigen sei fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Das rund 90-minütige Gespräch verging sehr schnell. Im Anschluss gab es noch ein gemütliches Beisammensein im Klostergasthof. Für alle Beteiligten war dieser Abend in Sankt Ottilien sehr bereichernd und machte wieder deutlich, wie wichtig das persönliche Gespräch und der unvoreingenommene Austausch sind.